Ich bin nicht genug.
Ich bin eine Last.
Ich bin hilflos.
Ich darf nicht so sein wie ich bin.
Ich muss funktionieren.
Ich muss dich glücklich machen.
Sätze, die wir oft seit der Kindheit mit uns herumtragen. Sätze voller Druck, Angst und Trauer. Sätze, die unser inneres Kind verinnerlicht hat und die uns heute immer wieder einholen. Sätze, deren logische Konsequenz für unser inneres Kind unter anderem ist:
Ich muss alles perfekt machen.
Ich muss Konflikten aus dem Weg gehen.
Ich sorge dafür, dass Konflikte gar nicht erst entstehen.
Ich muss alles kontrollieren.
Diese Konsequenzen, die unser inneres Kind gezogen hat, enden dann oft in Flucht in die Arbeit, Angst vor Herausforderungen und Angst vor Neuem, in Verdrängung.
(vgl. ‘Das Kind in dir muss Heimat finden’ von Stefanie Stahl)
All diese alten Muster sorgen dafür, dass wir als Erwachsene noch immer daran festhalten. Noch immer alles unter Kontrolle haben wollen, alles perfekt machen wollen, Konflikte scheuen und deswegen nicht ansprechen, was uns belastet oder ärgert, dass wir im Reaktionsmodus verbleiben und wie Stehaufmännchen funktionieren. (…und läuft und läuft und läuft und läuft…)
Kopfkino.
Gleichzeitig bestimmen unsere Glaubenssätze auch unsere Wahrnehmung. So wird ein Grummeln des Partners wahlweise übersetzt mit:
Das Essen schmeckt ihm wieder nicht.
Ich habe es schon wieder falsch gemacht.
Er findet doof, was ich gemacht habe.
Er mag meine Herangehensweise nicht.
Er möchte, dass ich es anders mache.
Immer hat er etwas auszusetzen.
bis hin zu:
Er liebt mich nicht.
Warum verlässt er mich denn nicht gleich?
Er fand mich bestimmt schon immer schrecklich.
Dabei hat er nur einen Frosch im Hals und hat sich geräuspert.
Unser Kopfkino kann ein gewaltiges Gerüst an Gedanken produzieren, deren Wahrheitsgehalt manchmal ziemlich fragwürdig ist.
Und es kann mit viel – sehr viel – Arbeit verbunden sein, diese Glaubenssätze ausfindig zu machen und zu hinterfragen, ihnen auf die Spur zu kommen und sie aufzulösen.
Strategien. Der innere Antreiber.
Und unser Inneres Kind, unsere Inneren Kinder, sind immer dabei. Unser erwachsenes Ich nimmt die Strategien des inneren Kindes an und so hören wir ununterbrochen unsere inneren Antreiber.
Du musst stark sein, sagt er.
Du musst alles richtig machen!
Du muss es jedem recht machen.
Du musst alles unter Kontrolle haben.
Wir flüchten uns in Perfektionismus, ins Helfersyndrom, in Harmoniestreben, in Angriff, in Kontrolle, in Verdrängung, Rückzug und Vermeidung.
Überangepasst und selbstlos tun wir alles für die anderen.
Und nichts für uns.
Setze deinem inneren Antreiber einen Erlauber entgegen!
(Hier geht’s zum Test zum inneren Antreiber.)
Selbstwert.
Der Selbstwert, der uns ganz klar gegeben ist, ist nicht mehr da.
Du bist wertvoll, weil du BIST. Denn mehr wert als zu leben ist fast unmöglich.
Außer dir wird ein zweites Leben geschenkt – so wie mir.
Nach einem wirklich schrecklichen Autounfall – mit 160 km/h auf der Autobahn, sechsmal überschlagen und Helikopterflug ins Krankenhaus – war mir durchaus klar: Olga, du musst was ändern. So kannst du nicht weitermachen, dafür bist du zu wertvoll, dein Leben ist zu wertvoll.
Und doch habe ich lange Zeit versucht, weiterhin innerhalb der bestehenden Strukturen zu funktionieren. Zu sein, wer ich sein sollte oder zumindest von der ich dachte, dass andere sie haben wollten. Ich hatte die äußeren Umstände verändert, gab wirklich alles auf. Innerlich war ich aber noch dieselbe. Die Frau, die immer funktioniert, gut drauf ist und alle Aufgaben übernimmt. Die sich in alles einliest und einfach tut. Die Frau, die funktioniert und funktioniert und funktioniert und funktioniert. Bis ich eines Tages zu der Frau wurde, die nicht mehr aus dem Bett kam. Die ihrem Kind die Windel wechseln konnte und ein Müsli hinstellen und dann mit geschlossenem Rolladen im Bett bleib. Nicht, weil ich nicht wollte. Ich konnte nicht. Ich war krank. Und habe es selbst nicht realisiert. Da war keine Option in mir, dass etwas nicht stimmen könnte. Keine wirkliche.
Bis ich Schritt für Schritt ins Verstehen kam und Hilfe annahm, da verging eine lange Zeit.
Und immer wieder dieses Gefühl:
Andere schaffen es doch auch!
Ich muss schlecht, falsch und ungenügend sein.
Und so fütterte ich das traurige innere Kind mit seinen Verletzungen und seinen Schattenseiten. Immer wieder “bewies” ich mir selbst meine Unfähigkeit. Und verachtete mich dafür.
Hilfe annehmen.
Wie heute Fülle, Freude, Lebenslust ins Zentrum zurückgekehrt sind?
Ich habe Hilfe angenommen. Ich habe gelernt, meinem inneren Kind die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die es braucht (- auch wenn ich sicher bin, dass das ein lebenslanger Prozess ist). Ich habe die Sätze in meinem Kopf ersetzt und spreche mir heute freundliche Worte zu.
Ich bin genug.
Ich bin lustig, klug, spontan, ideenreich, richtig und wichtig.
Ich bin ok, so wie ich bin.
Heute achte ich auf meine Gefühle und Bedürfnisse. Ich höre zu und fühle mich ein – ohne selbst in den Gefühlen anderer unterzugehen.
Ich weiß, was mir gut tut und tue es auch. Sogar Sport! 😉
Das starke, freie innere Kind.
Ich sehe heute auch das glückliche, starke, freie innere Kind.
Ich sehe die Olga, wie sie so schnell rennt, dass sie denkt, sie fliegt. Die im Rennen über die Löcher im Asphalt hüpft, weil es so viel Freude bereitet. Die stundenlang Klavier spielt und dazu singt, obwohl sie keine Ahnung davon hat. Die Hühner jagt und Tomaten vom Strauch in Omas Garten pflückt. Die Olga, die Herausforderungen liebt und immer was Neues lernen will. Die sich lesen und schreiben beibringt und Gedichte auswendig lernt. Die sich traut, vor vielen Menschen zu singen.
Und zwischen Integration des verletzten inneren Kindes, das mit Glaubenssätzen beladen und mit “logischen Konsequenzen” als Strategie und Muster durchs Leben schreitet, und dem Sehen des starken, glücklichen Kindes, das vor Leben nur so sprüht – da ist die erwachsene Olga. Die hinschaut, fühlt, nachdenkt, The Work macht, neue Wege gehen will.
Und die gehe ich nicht alleine! Vor allen Dingen aber bin ich noch nicht angekommen. Habe noch nicht alle Schichten anschauen dürfen und noch lange nicht jedes Muster verabschiedet. Und das ist ok. Ich nehme mich selbst im Heute mit nach morgen und lerne.
Deine Stärken
Früher
Erinnere dich an das starke Mädchen in dir. Das Kind, das voller Freude, Neugier, Liebe durch das Leben geht. Notiere dir die Stärken und Interessen deines Kindes.
Notiere dir, welche positiven Gedanken und Glaubenssätze es hat. Sehe dein glückliches, starkes, fröhliches inneres Kind. Welche bestärkenden Glaubenssätze hat dieses Kind von seinen Eltern bekommen?
Finde all die positiven Sätze, die dein inneres Kind kennt und notiere sie.
Jetzt hast du eine Liste positiver Sätze, die du dir als Affirmationen immer wieder vorlesen kannst.
Heute
Schreibe auf, was dir heute leicht fällt, dir Spaß macht, was deine Stärken sind.
Zusätzlich kannst du ein Erfolgebuch anlegen, um jeden Tag zu sehen, was dir gut gelungen ist. Sammle fünf Dinge, die du als Erfolg des Tages wertest. Und ja, manchmal ist es das Einräumen der Spülmaschine und das rechtzeitige Abholen vom Kindergarten.
Finde auch deine ‘Ich bin’-Sätze, deine positiven Affirmationen im heute.
Affirmationen
Sprich dir deine Sätze liebevoll zu. Sage deinem Spiegelbild freundliche Worte.
Stärke deine Stärken!
Sei gut zu dir, erwarte weniger von dir und tue das, worin du besonders gut bist, auch so oft es geht.
Ich bin mutig und stark.
Ich inspiriere andere.
Ich motiviere andere.
Ich bin kraftvoll und empathisch.
Ich liebe mein Leben!
Welche Sätze sprichst du dir heute zu?
Alles Liebe,
Deine Olga